Knobloch und RegioOutlet, Grimma

Überschwemmung, Hochwasserschutzanlage, mobile Regale, optimierte Fassadenmaterialen, E-Mobilität, Öko-Strom, LED, Recycling, Mehrweg, nachhaltige Logistik
 
Im Bezug auf Hochwasser sind wir nun besser vorbereitet.

Zweimal Totalverlust durch Hochwasser

Andreas Böhmann führt in dritter Generation das Eisenwarengeschäft Knobloch im sächsischen Grimma. 2019 gründete er als neuen unternehmerischen Schwerpunkt das RegioOutlet, das etwa 1.500 regionale Lebensmittelprodukte zu Werksverkaufspreisen anbietet. In das 400 qm große Ladenlokal mit Onlineshop-Vernetzung ist Knobloch nun als Servicepunkt eingebunden.

Sowohl 2002 als auch 2013 war der Store, wie fast alle 100 Gewerbebetriebe der historischen Altstadt Grimmas, von Hochwasser betroffen und erlitt beide Male einen Totalverlust mit insgesamt einer Million Euro Sachschaden an Gebäude, Einrichtung und Waren.

Millionen-Sachschaden durch Überlaufen des Flusses Mulde

Am 13. August 2002 stand das gesamte Geschäft drei Meter unter Wasser. Nie zuvor hatte es ein solches Hochwasser in der Stadt gegeben, weshalb Andreas Böhmann mangels Risikobewusstsein über keinen Elementarschaden-Versicherungsschutz verfügte. Nach dem Schadenereignis wurden entsprechende Versicherungsleistungen erst nach politischer Intervention überhaupt wieder angeboten, „allerdings zu unwirtschaftlichen Konditionen“, findet Andreas Böhmann, der im Juni 2013 nochmals einen Wasserstand zwischen eineinhalb und zwei Metern samt Schlammschicht in seinem Geschäft erleben musste. 

Verschiedene Wiederaufbau-Hilfen

Die Sächsische Aufbaukasse kompensierte im Nachgang einen Großteil der Schäden vor Ort (circa 50 bis 80 Prozent). Auch Förderungen durch Bund und Land gab es, ebenso wie Spenden durch den Handelsverband Deutschland e. V. (HDE). Zahlreiche Lieferant:innen unterstützten, und auch viele zivile Helferinnen und Helfer waren tatkräftig aktiv.

Hochwasserschutzmaßnahmen der Stadt Grimma

Nach dem Hochwasser 2002 führte die Stadt Grimma ein SMS- und Sirenen-Warnsystem ein. Zudem wurde die Höhe der Gebäude über NN gemessen und ein Pegelsystem eingerichtet, um Wasserstände zu ermitteln. „Die exakte Vorhersage bleibt dennoch für alle Beteiligten schwierig“, erinnert sich Andreas Böhmann an die Prognosen im Jahr 2013.

Nach den neuerlichen Überschwemmungen klärte der Landkreis über Hochwasserrisiken auf und beriet sich – vor allem auch zum Gebäudebau. Hochwasserschutzmaßnahmen der öffentlichen Hand wurden 2019 fertiggestellt: Überflutungen wie 2002 und 2013 sollen damit nun weitgehend ausgeschlossen sein. Jetzt schützt eine etwa zwei Kilometer lange Flutschutzanlage die Stadt. Das Bauwerk gehört zu den modernsten Wasserschutzanlagen Europas und wurde auf beeindruckende Art und Weise ganz harmonisch in den historischen Stadtkern integriert. Nur etwa ein Viertel der Anlage ist überirdisch sichtbar. Die 78 Tore der Anlage können innerhalb von zwei Stunden geschlossen werden. Zudem sind acht integrierte Brunnen in der Lage, für einige Tage Wasser zu speichern und danach wieder in die Mulde abzugeben.

Vielfältigen Risikoschutz auf der Verkaufsfläche umsetzen

Doch Andreas Böhmann wurde nach den Erfahrungen von 2002 auch selbst aktiv und verlegte Elektronik- und EDV-Anlagen in seinem Geschäft in die oberen Stockwerke. Er investierte zudem in flexible, fahrbare Regale, um Waren im Ernstfall schnell verlagern zu können. Im Erdgeschoss wurden neue Fassadenmaterialien verbaut, die ein besseres Trocknungsverhalten aufweisen. Wände blieben naturbelassen, auf Trockenbau wurde entsprechend der Auflagen der Sächsischen Aufbaukasse verzichtet.

Eine wichtige Erkenntnis des Einzelhändlers: „Rückstauklappen bringen bei extremem Hochwasser nicht viel, es müssen stabilere Lösungen gefunden werden“. Insgesamt fühlt er sich „im Bezug auf Hochwasser nun aber besser vorbereitet“. Was Andreas Böhmann als besonders positiv erlebt, ist die „starke Community in Grimma, die sich intensiv untereinander austauscht“.

Investitionen in den Klima- und Ressourcenschutz

Extremwetterereignisse gehen bekanntlich zu großen Teilen auf das Konto des Klimawandels. Andreas Böhmann widmet sich daher auch nachhaltigem Klimaschutz. Konkrete Beispiele: 2008 stellte er auf LED-Beleuchtung um. Die Lieferflotte besteht aus Elektrofahrzeugen, die mit Öko-Strom betrieben werden – mit diesen wird auch ein Großteil der Waren direkt bei den Produzent:innen abgeholt. Es gibt zudem ein Mehrweggläser-System für einen Teil der Produkte: Kund:innen können leere Gläser an einem Glasregal abgeben, sodass diese wieder befüllt werden können. Pakete werden mit DHL go green versendet, Kassenbons auf speziellem Recyclingpapier ausgedruckt.

Mit der Umsetzung weniger Maßnahmen zeigt Andreas Böhmann, wie man Klimaschutz und Klimaanpassung vereinen kann, um sich vor den Folgen des Klimawandels zu wappnen.

 

Weitere Informationen zu den von Andreas Böhmann getätigten Maßnahmen zum Klimaschutz finden Sie in unserem Praxisbeispiel über das RegioOutlet Grimma.

 

 

 

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