Mit einer Umfrage haben wir Händlerinnen und Händler dazu aufgerufen, uns von ihren Erfahrungen mit Extremwetter und Lieferkettenproblemen zu berichten. Zugleich wollten wir herausfinden, inwiefern sie sich durch die Folgen des Klimawandels betroffen fühlen und wie Unterstützungsangebote gestaltet sein sollten.

Eine erste Zwischenbilanz zeigt, dass sich lediglich ein kleiner Teil der Händlerinnen und Händler bereits mit dem Thema Klimaanpassung beschäftigt. Es sind vor allem diejenigen, die in der Vergangenheit Erfahrungen mit Extremwetterereignissen wie Starkregenüberflutungen und Hitzewellen machen mussten. Die größten Risiken werden vor allem in Bezug auf die Lieferketten sowie eine mögliche Betriebsunterbrechung durch Extremwetter gesehen.

 

Abb. 1: Die Risiken durch den Klimawandel nehmen zu Standorte müssen ebenso abgesichert werden wie Lieferketten und Logistik.

 

Herausforderungen bei der Klimaanpassung

Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch konkrete Maßnahmen stellt für viele Händlerinnen und Händler eine Herausforderung dar. Gründe hierfür sind die spärlichen Erfahrungen mit konkreten Klimawandelfolgen, mangelnde finanzielle Mittel, die Priorisierung anderer betrieblicher Herausforderungen und das Fehlen der nötigen Personalressourcen. Zudem fehlten bis dato passgenaue, auf den Handel zugeschnittene Informationen sowie ein Bewusstsein für die eigene Betroffenheit. Das alles sind Gründe, weshalb Klimaanpassungsmaßnahmen noch nicht in der Praxis umgesetzt werden.

Hinzu kommt, dass viele Händler:innen in gemieteten Immobilien wirtschaften. Das schränkt die Umsetzung von baulichen und technischen Maßnahmen zur Prävention von Klimafolgen erheblich ein. Trotz dieser Herausforderungen planen viele Unternehmen, sich in Zukunft stärker mit dem Thema Klimaanpassung zu beschäftigen und entsprechende Konzepte umzusetzen.

Folgen von Extremwettereignissen für den Handel

Für den Einzelhandel stellen Extremwettereignisse wie die vermehrt aufkommenden Hitzewellen, Starkregen oder Überflutungen das größte Risiko dar. Erhöhte Durchschnittstemperaturen, welche Trockenheit und Dürren begünstigen, starke Stürme, die Lieferketten belasten können und Hagelschläge, die Schäden an Gebäuden verursachen, sind als Klimawandelfolgen relevant. Letztere treten dabei vor allem punktuell auf und sind dadurch schwer vorhersehbar.

 

Abb. 2: Die für den Handel relevanten Bedrohungen durch den Klimawandel sind vielfältig.

*Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, steigende Energiekosten durch erhöhten Kühlbedarf oder Klimatisierung

 

Hieraus lassen sich die größten Bedrohungen für Unternehmen und ihre Lieferketten ableiten. An oberster Stelle stehen die Sorgen vor Schäden am Gebäude und der Infrastruktur sowie möglichen Gewinneinbußen. Zusätzlich schätzen Händler:innen sowohl die Beschädigung und Vernichtung ihrer Ware als auch eine sinkende Kundenfrequenz als sehr hohe Risiken ein. In Bezug auf ihre Waren bereiten eine ausbleibende Lieferung durch Probleme bei herstellenden Unternehmen, aber auch Lieferverspätungen durch blockierte Logistik den Händlerinnen und Händlern Sorgen.

Daneben machen sie sich Gedanken über eine ausbleibende Kundennachfrage nach (saisonalen) Produkten sowie über die steigenden Energiekosten, die durch einen erhöhten Kühlbedarf oder Klimatisierung in den Hitzeperioden verursacht werden. Trotz einer hohen Relevanz für Gebäudebeschädigungen beschäftigen sich aktuell wenige Handelsunternehmen mit einem potenziellen Anstieg von Versicherungskosten.

Resilienz durch ein nachhaltiges Klimaanpassungsmanagement

Die ersten Ergebnisse unserer Umfrage zeigen: Der Einzelhandel ist sich zumindest in kleinem Umfang bewusst, dass auch er vom Klimawandel betroffen ist. Es fehlen jedoch die nötigen und auf die Branche zugeschnittenen Ressourcen, um sich gegen Klimawandelfolgen zu wappnen. Gleichzeitig sind vielen Händler:innen die Chancen, die sich durch eine frühzeitige Anpassung an den Klimawandel ergeben, noch nicht bekannt.

Die Ergebnisse lassen aber auch erkennen, dass bereits ein Bewusstsein dafür vorhanden ist. So haben sich einige schon mit dem Thema Klimaanpassung auseinandergesetzt und erste Maßnahmen ergriffen. Auch sind sie sich der dadurch entstehenden Chancen bewusst – sei es durch eine vorausschauende Schadenabwehr, z. B. durch bauliche Maßnahmen, oder einen gesicherten Warennachschub und dadurch bedingte Wettbewerbsvorteile.

Der Handel ist bereit, sich zukunftssicher aufzustellen und sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen. Aus diesem Grund ist es für den Handelsverband Deutschland e. V. umso wichtiger, mit dem Projekt HDE-Adapt kleinere und mittlere Handelsunternehmen dabei zu unterstützen, nachhaltig Know-how aufzubauen und so gezielt noch nicht erkannte Risiken und Potenziale aufzudecken.