Die spezifischen Energiekosten steigen kontinuierlich an – mit überproportionalen Ausmaßen in den letzten Monaten. So sind z.B. die Preise für Erdgas teilweise auf das Dreifache gegenüber dem Vorjahr angestiegen, hinzu kommt die sich jährlich erhöhende CO2-Steuer für fossile Brennstoffe. Im Lebensmittelhandel betragen die Energiekosten im Schnitt 1% vom Umsatz – und sind zumindest kurzfristig am schnellsten optimierbar. Mit einem strukturierten und kontinuierlichen Energiemanagement kann langfristig Energie eingespart werden. Für die professionelle Umsetzung öffnet vor allem die fortschreitende Digitalisierung ungeahnte Analyse-, Monitoring- und Steuerungsmöglichkeiten.

 

Olaf Schulze,Director Energy Management METRO Properties

Erfassung des eigenen Energieverbrauchs als Voraussetzung für das Energiemanagement

Eine elementare Voraussetzung für modernes Energiemanagement ist, dass man die eigenen Energieverbräuche kennt – und zwar nicht nur den absoluten Verbrauch, sondern auch die benötigte Leistung. Erforderlich ist daher eine Zähler- und Messinfrastruktur, die Verbräuche systematisch, strukturiert und zeitnah erfasst. Anschließend gilt es, die gesammelten Daten zu bewerten und so Einsparmöglichkeiten im eigenen Unternehmen zu identifizieren.

Für Unternehmer gilt immer das Motto „Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, muss auch nicht beschafft werden.“ Unter diesen Voraussetzungen kann das Energiemanagement in mehrere Richtungen erfolgen:

  1. Verhaltensänderung, also Reduktion des Verbrauchs durch das Schaffen von Bewusstsein und damit einhergehende Verhaltensänderungen: „Licht aus!“, „Stoßlüften“ oder „Tore und Türen schließen“ – die Möglichkeit zur Einsparung bei Einhaltung dieser Verhaltensweisen mag zwar begrenzt sein, aber sie ist auch verhältnismäßig einfach umzusetzen. Eine Herausforderung hierbei ist das gesamte Personal, dass durch Schulungen und Trainings für die gewünschten Verhaltensänderungen sensibilisiert werden muss.
  2. Investitionen in energiesparende Technologien, d.h. Verbrauchsreduktion durch energieeffiziente Technik wie LED; moderne und geschlossene Kühltechnik, Automatiktüren und Tore, Gebäudemanagementsysteme, Bewegungssensoren und -Aktoren. Hier ist insbesondere der Return of Invest (ROI) maßgebend für die Investitionsentscheidung. Dabei gilt zu bedenken, dass dieser nicht allein auf Energiekosteneinsparung beruht. Auch reduzierte Wartungs- und Instandhaltungskosten oder längere Lebensdauern sollten in die Investitionsentscheidung einfließen.
  3. Die Eigenproduktion von Strom und Wärme durch z.B. eigene Photovoltaik-Anlagen oder Blockheizkraftwerke haben zwar keine reduzierenden Auswirkungen auf den Verbrauch, wirken aber kostenreduzierend. 
  4. Notwendig ist auch eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung von Maßnahmen. Grundlage dafür sind klar definierte und transparent nachvollziehbare Leistungskennzahlen, sogenannte KPIs, wie etwa der Energieverbrauch pro Quadratmeter Verkaufsfläche oder Leckageraten von Kälteanlagen. Eine regelmäßige Abweichungsanalyse und entsprechende Nachsteuerung sind erfolgserheblich, denn nur so können Reboundeffekte, also sich einschleichende Ineffizienz, vermieden werden.

Energiemanagement als Bestandteil der Unternehmenskultur

Systematisches Energiemanagement darf nicht als eine Aufgabe betrachtet werden, die so „nebenbei“ mitläuft. Vielmehr muss sie als Teil der Struktur und der DNA eines Unternehmens verstanden und entsprechend eingebettet werden Sämtliche relevante Betriebsprozesse sind zu überprüfen und fortlaufend zu optimieren. Es geht beispielweise darum, wie Kühlketten aufrechterhalten werden oder wie Temperaturverluste vom Lager oder LKW in den Super- oder Großmarkt bis zum Kunden vermieden werden können. Eine bewährte Methode, um kontinuierlich Verbesserung zu erzielen ist es, die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ein betriebliches Verbesserungsmanagement einzubeziehen. Gerade sie sind es, die am Ort des Geschehens einen guten Einblick in die Prozesse haben und oftmals mit vielen Ideen zu einer Optimierung beitragen können. Fehlt die Akzeptanz für gut gemeinte Maßnahmen und technische Veränderungen durch die Mitarbeitenden und Kunden, können Umstellungen in Betriebsablauf oder Technik kontraproduktiv wirken. 

Modernes Energiemanagement ist kein „Hexenwerk“. Die DIN ISO 50001, ermöglicht eine professionelle und im Verhältnis kostengünstige Einführung. Dieser DIN-Standard sieht ein kontinuierliches Verbesserungsmanagement vor; der bestehende Implementierungs- und Auditierungsaufwand lässt sich nicht zuletzt durch die möglichen Einsparungen sehr schnell kompensieren.

Großes Einsparpotential für kleine und mittlere Unternehmen

Auch für kleinere und mittelständische Unternehmen ist es wesentlich, sowohl selbst Einsparmöglichkeiten zu erkennen, als auch aus den Erfahrungen durch die Pionierarbeit von großen Unternehmen zu lernen und ein technisches Projektmanagement aufzusetzen. Um voneinander zu lernen und Versuche und Pilotmaßnahmen kritisch zu reflektieren, empfiehlt sich die Mitgliedschaft in einem Energieeffizienznetzwerk.

Zuletzt: Ganz nebenbei zahlen Energieeinsparungen auch in die Klimabilanz eines Unternehmens ein. Abgesehen von der Nutzung erneuerbarer Energien, ist jede eingesparte Kilowattstunde gleichsam auch vermiedenes CO2. Die Einführung eines professionellen Energiemanagements lässt sich mit einfachen Worten sehr gut zusammenfassen: Eine Investition, die sich langfristig auszahlt – ökonomisch, ökologisch und für den Menschen!

 

Gastbeitrag von:

Olaf Schulze, Director Energy Management/ Real Estate Sustainability, METRO PROPERTIES Holding GmbH