Die Verbrauchserfassung und das Energiemonitoring lohnen sich für jeden Store, egal, welcher Größe, ob Filialist oder nicht. Das ist die klare Botschaft von Frank Lehmann, Geschäftsführer von GTM Gebäudetechnik Management in Remscheid. Passende Systeme gäbe es für jeden Bedarf, so der Experte.

Regelungen: Nicht immer „on“, sondern „off“, wenn möglich

Er macht außerdem aufmerksam, dass immer noch viel zu viele Anlagen 24/7 laufen, egal, ob sie gebraucht werden oder nicht. Lüftungsanlagen zum Beispiel. GTM bietet Regelungen zur einfachen Nachrüstung im Bestand an. Die „rECOBox 1“ verfügt über Raumfühler sowie einen CO2-Sensor und schaltet RLT-Anlagen phasenweise aus, wenn sich sowohl Raumtemperatur als auch Luftqualität im grünen Bereich befinden (was meist u.a. in den Nachtstunden der Fall ist). „Die Amortisationszeit liegt in der Regel unter sechs Monaten“, so Frank Lehmann, der betont: „Es sind nicht immer große Investitionen erforderlich, um große Wirkungen zu erzielen.“ Die „rECOBox 2“ koppelt nachgerüstete Klimaanlagen mit der Heizung und gibt je nach Raumtemperatur entweder die eine oder andere Anlage frei. Denn in den Übergangszeiten Frühjahr und Herbst sind häufig unbemerkt beide Anlagen in Betrieb und arbeiten energieverschwendend und kostentreibend gegeneinander. Bei Türluftschleiern sei es mitunter umgekehrt. Sie im Sommer abzuschalten, ist keineswegs generell sinnvoll. Denn Türluftschleier können auch die kostbar klimatisierte Raumluft im Verkaufsraum halten und das Eindringen schwüler Hitzeschwaden vermeiden. Die „rECOBox 3“ sorgt laut Frank Lehmann für ihren effizienten Betrieb in Winter wie Sommer.

Wärmerückgewinnung aus Kälteanlagen: ein Muss

Kälteerzeugung und Klimatisierung sind im Lebensmittelhandel die größten Energieverbraucher. Frank Lehmann sagt daher: „Wärmerückgewinnung aus Kälteanlagen ist ein Muss.“ Es gilt also, die Anlagen mit der Gebäudeheizung zu verbinden.

Viessmann Refrigeration Solutions präsentierte mit „ESyCool green“ eine modulare Gesamtlösung, die das Heizen, Kühlen und das Energiemanagement im Lebensmitteleinzelhandel miteinander kombiniert. Der Energieverbrauch könne, so das Unternehmen, bis zu 20 Prozent unter den integrierten CO2-Systemen liegen, auch solchen der neuesten Generation. Zudem seien bis zu 90 Prozent weniger Kühlmittelfüllung möglich. Das Herzstück der Anlagentechnik ist ein „Tecto ECPro“-Wärmepumpenmodul mit dem natürlichen Kältemittel R290 (Propan). Diese Lösung ist sowohl für den Neubau als auch für Bestandsmärkte geeignet. Die ergänzende Nutzung von Eisspeicher-Technologie als auch die Kopplung mit Photovoltaikanlagen, Belüftungssystemen und Batteriespeichern zum Laden von E-Autos sind möglich.

Ebenfalls spannend: Die „TectoCell“-Kühl- und Tiefkühlzellen aus dem Hause Viessmann werden nicht, wie üblich, mit Hilfe von CO2 geschäumt, sondern unter Zugabe von Cyclopentan. Während CO2-getriebene Dämmstoffe laut Viessmann über die Lebenszeit 29 Prozent ihrer Dämmwirkung verlieren (80 Prozent davon bereits in den ersten 300 Tagen), seien es bei Viessmann Kühl- und Tiefkühlzellen nur sieben Prozent. Dieser verbesserte Alterungseffekt sorge für eine nachhaltig stabile Dämmung sowie einen niedrigeren Energieverbrauch.

Technologiealternativen zu CO2-Anlagen

Kältetechnik bildete auch den Ursprung des 1927 gegründeten und heute in dritter Generation geführten Südtiroler Ladenbauunternehmens Schweitzer. Beim jetzigen EuroShop-Auftritt stand diese mit im Fokus: Mit „Waterloop“ wurde eine Technologie aus den 60/70er Jahren wieder aus der Schublade gezogen, wie Inhaber und CEO Bernhard Schweitzer berichtete. Diese basiert auf Wasserzirkulation. Vorteil: „Der Klempner kann die Installation und Wartung übernehmen. Bei komplexen CO2-Anlagen kann aufgrund des Fachkräftemangels immer öfter die Wartung nicht garantiert werden“, bemerkt der Schweitzer-CEO. Und der Energieverbrauch der Waterloop-Lösungen? „Bisher kommunizieren wir, dass er gleich mit CO2-Anlagen ist. Indizien aus ersten Nutzungen, unter anderem bei einem Edeka- und Rewe-Markt, deuten jedoch auf niedrigere Verbräuche hin, in den besagten Märkten um 12 bis 15 Prozent.“

Gebraucht statt neu?

Bekanntlich ist unter Nachhaltigkeits-Aspekten nicht nur der Energieverbrauch in der Nutzungsphase relevant, sondern auch der Ressourceneinsatz bei der Produktion. Die Bilanz gebrauchter Einrichtungs-Elemente fällt unter diesem Aspekt meistens positiver aus. Das Unternehmen Used Market bietet seit 32 Jahren gebrauchte, gereinigte und geprüfte Einrichtungsgegenstände an, zu einem Bruchteil des Neupreises. Kassentische sind ebenso im Angebot wie Regalsysteme, Lagertechnik oder eben auch Kühlmöbel und -technik. Wie steht es bei Letzterer um die Energieeffizienz? „In unseren Renovierungsstraßen rüsten wir neue Technologien, wie beispielsweise LED-Beleuchtung, wo immer möglich und rentabel nach“, erläutert Geschäftsführer Eckehard Franz Ficht.

Foto: EuroShop/Messe Düsseldorf

Refurbished: Das Thema gewinnt auch bei der gesamten Computertechnik an Bedeutung. Bildschirme lassen sich zudem inzwischen so programmieren, dass sie nicht pausenlos durchlaufen, sondern beispielsweise nur dann „on“ sind, wenn sich Besucher im Store befinden. Helligkeitsanpassungen an die Store-Situation sind mittels Sensoren ebenfalls möglich.

Kreislaufwirtschaft als Ziel

Langlebigkeit gewinnt als geforderte Eigenschaft von Grund auf an Bedeutung. Ladeneinrichtung wird länger genutzt, muss dafür aber höchst wandlungsfähig sein. Silvio Kirchmair, CEO von Umdasch The Store Makers, formulierte es so: „Wurde früher alle sieben Jahre umfassend umgebaut, sind es heute eher zehn Jahre. In dieser Zeit sind wir dafür öfter vor Ort, um die Stores mit Facelifts zu verändern. Endeten unsere Projekte bisher mit der Montage, sind wir nun teils über die gesamte Lebensdauer aktiv, inklusive Service, Wartung und Recycling.“ Umdasch hat übrigens auch eine Datenbank zu nachhaltigen Materialien eingerichtet.

Foto: EuroShop/Messe Düsseldorf; Stand Signify

Kreislaufwirtschaft heißt das Idealziel. Aus gebrauchtem Fotoboden (ein Produkt der Visuals United AG) beispielsweise kann wieder neuer werden. Mit dem Slogan „From waste to wonder“ wirbt Signify, Hersteller für Lichttechnik, für projektbezogen angefertigte Leuchten, die u.a. aus gesammelten Fischernetzen per 3D-Druck entstehen. Hauptbestandteil der gedruckten Kunststoffe soll nicht länger Erdöl sein, sondern es wird auf post-industrielle Abfälle und gebrauchtes Speiseöl gesetzt. Neue Signify-Strahler präsentieren sich zunehmend wartungsfähig, LED-Module lassen sich ebenso austauschen wie die Treiber. Auch Cedes meldet, dass LED-Chips nunmehr wechselbar sind, bis dato mussten Strahler bei ihrem Ausfall komplett ersetzt werden. Oktalite Lichttechnik führt nach eigenen Angaben beispielsweise beim Strahler „B.VEO“ bereits 81 Prozent aller Komponenten in die Kreislaufwirtschaft zurück.

Das französische Unternehmen Procédes Chénel – Architectures of papers, spezialisiert auf papierbasierte Präsentationsprodukte, nutzt seine Papierabfälle aus der Herstellung, um ‚Drop Cake‘ daraus zu fertigen: recycelte, neun Millimeter dicke Boards, aus denen sich wiederum Rückwände, Stühle oder Tische kreieren lassen, denen man ihre Recycling-Geschichte ansieht – und genau das macht sie attraktiv. Zum nachhaltig gewandelten gesellschaftlichen Mindset sagt Bernhard Schweitzer: „Selbst Luxuskonzerne akzeptieren inzwischen Fugen im Furnierbild, wenn dies mit einer deutlichen Rohmaterial-Ersparnis einhergeht. Und Echtholz muss nicht mehr erste Wahl sein.“

Auch bei den Schaufensterfiguren-Herstellern wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Window France präsentierte Display Mannequins aus Ocean Waste, Hans Boodt Mannequins und Genesis setzen ebenfalls nachhaltige und hochgradig recycelbare beziehungsweise recycelte Materialien ein.

Energieeffizienter beleuchten

Noch einmal zurück zur Beleuchtung, die im Nonfood-Handel den höchsten Anteil am Stromverbrauch hat. „Durch die Sanierung konventioneller Beleuchtungslösungen können hohe Einsparungen bei den Energiekosten erzielt werden. Wird die LED-Beleuchtung zusätzlich mit einem Lichtmanagementsystem und Sensoren kombiniert – etwa Präsenz- und Tageslichtsensoren – beträgt das Einsparpotenzial insgesamt sogar bis zu 85 Prozent“, heißt es aus dem Unternehmen Oktalite Lichttechnik. Die zur Gruppe gehörende TRILUX Akademie veranstaltet am 13. Juni 2023 bei Ikea in Kaarst übrigens einen Thementag: „Krise oder Chance? Die Retail-Branche im Energiesparmodus“ (Infos unter www.trilux-akademie.com).

Foto: EuroShop/Messe Düsseldorf; Stand Oktalite Lichttechnik

Selbst bei LED-Anlagen kann sich der Lichtbranche zufolge möglicherweise eine Sanierung bereits wieder lohnen, denn die Effizienzsprünge zwischen den LED-Generationen waren in den letzten Jahren erheblich. Ab sieben Jahren lohnt sich das Nachdenken, meint man bei Signify. Doch nicht allein die Technologie ist entscheidend. Licht sollte zudem nur dort eingesetzt werden, wo es die menschliche Wahrnehmung erfordert, wo es also tatsächlich gebraucht wird. Hier sei in den letzten Jahren mitunter zu verschwenderisch mit Licht umgegangen worden. Es darf also neu geplant, heruntergedimmt und besser akzentuiert werden!