Als bedeutender Wirtschaftszweig leistet der Einzelhandel einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der Klimaschutzziele.  84 Prozent der Handelsunternehmen erstellen bereits eine Klimabilanz, ergreifen Reduktionsmaßnahmen oder haben sich verbindliche und überprüfbare Ziele gesteckt, die mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens vereinbar sind. Dass das so ist, zeigen die Ergebnisse der Händlerbefragung, die das EHI Retail Institute im Rahmen der Initiative „Klimaneutralität im Handel“ durchgeführt und jetzt in einem Whitepaper veröffentlicht hat. Die Klimaschutzoffensive des Handels unterstützt die Initiative als Partner. In die im August 2022 online durchgeführte Befragung flossen die Antworten von Handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Gefragt wurde darin, inwieweit das Thema Klimaschutz und Carbon Footprint bereits im Unternehmen verankert ist, ob (und wie) in Klimaschutz investiert wird, welche Fortschritte auf dem Weg in die Klimaneutralität bereits gemacht wurden, auf welcher Grundlage die Bilanzen erstellt werden und wo es Schwierigkeiten gibt.

 

Download des Leitfadens "Wie werden wir klimaneutral?"

 

Klimaschutz in Unternehmen gewinnt an Bedeutung

Inwieweit Klimaschutz in den einzelnen Unternehmen verankert ist, ist anhand der Eingliederung in der Organisationsstruktur erkennbar. Inzwischen haben gut 60 Prozent der Händler:innen nach eigenen Angaben eine zentral verantwortliche Personalstelle für Klimaschutz bzw. Nachhaltigkeitsmanagement. Dass diese Aufgaben keine zentrale Stellung im Unternehmen einnehmen, sondern als Querschnittsthema angesehen werden, sagen wiederum 26 Prozent. Nur elf Prozent geben an, dass Klimaschutz strategisch noch gar nicht in ihr Unternehmen eingebunden ist.

Das Whitepaper zeigt, dass die Mehrheit der Handelsketten bereits aktiv gegen den Klimawandel vorgehen: 47 Prozent verfügen über eine Klimabilanz und reduzieren bewusst ihre CO2-Emissionen. 21 Prozent bereiten darüber hinaus schon Klimaziele in Anlehnung an die Science-Based-Target-Initiative vor. Elf Prozent der Befragten haben sich sogar Net-Zero als Ziel gesetzt – also genau so viel CO2-Emissionen zu vermeiden oder aus der Atmosphäre zu entnehmen, wie durch die Geschäftstätigkeit verursacht wird. Nur 16 Prozent geben an, bislang noch keine Klimaschutzstrategie auf den Weg gebracht zu haben.

Klimaschutzoffensive-HDE EHI Retail Institute Klimaschutzmanagement Einzelhandel
Bild: EHI Retail Institute

Bilanzierung, Vermeidung, Reduzierung und Kompensierung

Drei Viertel der Befragten setzen bei der Klimabilanzierung auf das GHG-Protokoll als Leitlinie. Wie genau die Bilanzen – etwa für die Erfüllung der Science Based Targets – erstellt werden, zeigen die Ergebnisse der Befragung. Danach gibt es keine größeren Schwierigkeiten bei Scope 1 (direkte Emissionen aus den Prozessen und Aktivitäten des Unternehmens) und Scope 2 (indirekte Emissionen, die bei den Zulieferern anfallen). Allerdings sind die Einträge für Scope 3 weitaus schwieriger zu ermitteln, da hier die indirekten Emissionen beispielsweise durch den Bezug von Gütern, Transport und Weiterverarbeitung sowie Entsorgung einfließen. Hier wird oftmals geschätzt oder gar nicht bilanziert.

Um die Ziele zu erreichen, betreibt mehr als die Hälfte der Handelsunternehmen CO2-Kompensation durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten. Unternehmerische, nicht vermeidbare Treibhausgasemissionen werden durch die Unterstützung von solchen Klimaschutzprojekten ausgeglichen. 42 Prozent nehmen diese Optionen nicht in Anspruch, fünf Prozent planen dies in Zukunft. Hinzu kommt, dass fast zwei Drittel der Unternehmen (61 Prozent) sich darüber hinaus bei anderen Klimaschutzprojekten engagieren.

Budgets für Klimaschutz

Ein zentrales Budget für Investitionen mit Klimaschutzfokus haben allerdings zurzeit nur die wenigsten Händler. Bei genau einem Drittel sieht die Unternehmensstrategie entsprechende Budgets für Klimaschutzmaßnahmen vor. Als Hürden sind der anhaltende Kostendruck, multiple Krisen und auch die Energieverknappung zu nennen. Hier wäre wichtig, dass Unternehmen mit gezielten Förderungen bei ihrem Klimaschutzengagement unterstütz werden.

 

Download des Whitepapers "Klimaschutzmanagement im Einzelhandel"

 

 

Über die Initiative Klimaneutralität im Handel:

Die 2022 gegründete Initiative hat das Ziel, Transparenz zum CO2-Footprint von Handelsimmobilien zu schaffen und dem Handel eine Roadmap zum klimaneutralen Handelsstandort aufzuzeigen. Unter https://www.ehi-klimaneutralitaet.de wurde hierzu gemeinsam mit den Partnern der Initiative ein Selbstcheck Klimaneutralität entwickelt, mit dem sich Handelsunternehmen in die aktuell erreichte Klimaschutzphase einordnen können. 2023 wird eine Orientierungshilfe Klimaneutralität mit detaillierten Handlungsempfehlungen erscheinen.

 

Autorin: Cathrin Klitzsch, Projektleiterin Elektromobilität EHI Retail Institute