Noch sind die Ziele der Bundesregierung von einer Million zugelassenen Elektrofahrzeugen bis 2020 lange nicht erreicht: Doch es kommt Bewegung in die Elektromobilität. Und der Handel wird mit seinen Standorten und Parkflächen künftig eine noch wichtigere Rolle beim Ausbau der Elektromobilität einnehmen und könnte den Ausbau maßgeblich beschleunigen.

Die EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie sieht vor, dass der Handel ab März 2020 für seine neuen und grundlegend sanierten Handelsgebäude mit mehr als zehn Stellplätzen mindestens einen Ladepunkt einrichtet, ab 2025 sind auch Bestandsgebäude des Handels mit mehr als 20 Stellplätzen zum Aufbau von Ladepunkten verpflichtet.

Welche Pflichten, Chancen und Herausforderungen hier auf die Branche zukommen, hat das Kölner EHI Retail Institute mit Unterstützung von Fraunhofer IAO und dem HDE sowie Partnern der EHI-Initiative Elektromobilität im Handel in dem Leitfaden „Elektromobilität im Handel 2020 - Orientierungshilfe für den Aufbau von Ladeinfrastruktur“, zusammengetragen. Die Autorinnen und Autoren gegen darin einen detaillierten Einblick in die Prozesse: Von der Entscheidungsfindung der Unternehmensstrategie und der Zielsetzung des Angebots an Ladeinfrastruktur über die Bedarfsanalyse sowie der Standortanalyse wird detailliert erläutert, welche Technik unter bestimmten Voraussetzungen geeignet ist und auf welche baulichen Anforderungen geachtet werden muss. Auch Möglichkeiten zur Abrechnung des Ladestroms und Förderung werden erklärt.

Der Leitfaden richtet den Fokus dabei auf drei Perspektiven: Das "Basic-Szenario" beschreibt die gesetzlichen Mindestanforderungen. Das "Smart-Szenario" setzt auf mehr Ladepunkte als der Gesetzgeber fordert, mit leistungsstärkerer Technik und möglicher Abrechnung. Die zukunftsorientierte Strategie "Future" umfasst ein breiteres Angebot an Lademöglichkeiten – etwa Schnellladesäulen mit kürzeren Ladezeiten. Das bringt höhere Investitionen, spricht aber auch neue Kund*innen an.

Carsharing-Anbieter können bspw. mit garantierter Abnahmemenge oder Standzeit Teil des wirtschaftlichen Konzeptes werden. Für den stationären Handel bedeutet der Ladeservice eine zusätzliche Abgrenzung zum Online-Handel: Je strategischer ein Handelsunternehmen das Laden von E-Fahrzeugen und zusätzliche Dienste rund um die E-Mobilität verfolgt, desto größer kann die Kundenbindung und folglich die Einkaufsfrequenz bei bestimmten Kundengruppen sein.

Der Leitfaden mit 44 Seiten und Praxisbeispielen aus Handel und Forschung ist im EHI-Shop erhältlich.